Es ist kein Geheimnis, dass ich ein großer Moodle-Fan bin, dennoch habe ich beschlossen, im heurigen Schuljahr in meinen beiden Deutschklassen einmal Microsoft Teams für Bildungseinrichtungen auszuprobieren.

Was mir an Microsoft Teams gefällt:

Erwartungsgemäß funktioniert das Zusammenspiel zwischen den einzelnen Office-Anwendungen ausgezeichnet. Das Herzstück ist sicherlich OneNote Class Notebook (Klassennotizbuch), ein Tool, das ich schon länger einsetze und mir ausgesprochen gut gefällt. Die nahtlose Integration in MS Teams ist wirklich ein Highlight für den Unterricht.

Meine Schüler/innen haben sich die kostenlose App von MS Teams auf ihr Smarthpone heruntergeladen und so werden sie automatisch informiert, wenn ich eine Aufgabe erstelle. Toll. Was mich besonders freut, ist, dass die Schüler/innen die Chat-Funktion nutzen, um sich bei Unklarheiten entweder mit mir persönlich in Verbindung zu setzen oder – was mir noch viel besser gefällt – bei ihren Mitschüler/innen um Rat zu fragen. „TEAMwork“ im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Kontrollieren und bewerten einer Aufgabe fällt in MS Teams leicht und benötigt nicht übertrieben viel Zeit – das ist natürlich auch von der Art der Aufgabe und dem Umfang des (optionalen) Feedbacks abhängig. Dass die Schüler/innen unmittelbar über die Bewertung informiert werden, kommt nicht nur bei mir gut an.

Was mir an Microsoft Teams (noch) nicht gefällt:

Als „Moodler“ bin ich gewohnt, dass mir Moodle viel Arbeit automatisch abnimmt. Ist ein Test erst einmal erstellt, brauche ich mich um nichts mehr zu kümmern. Das Ergebnis landet wie von selbst im „Gradebook“ von Moodle und ich muss nur noch regelmäßig eine Excelliste mit allen Ergebnissen herunterladen. Dass Moodle die Tests aus einem Fragenpool zufällig zusammenstellt, ist ein weiterer Vorteil.
Eine vergleichbare Funktion fehlt in MS Teams. Zwar kann ich mit Microsoft Forms Tests erstellen, aber die Ergebnisse werden nicht automatisch an MS Teams weitergegeben. Zumindest habe ich bisher nicht entdeckt, wie das gehen könnte. Der Zeitaufwand ist daher weit größer als in Moodle. Zufallsfragen sind in Microsoft Forms ebenfalls nicht möglich.

Ein weiterer Minuspunkt für mich ist die Auswertung der Aufgaben. Zwar kann ich bei jeder Aufgabe eine Exceldatei mit den Schüler/innen-Ergebnissen erstellen, aber diese ist sehr unübersichtlich, da sie keine Spalten, sondern nur Komma getrennte Ergebnisse liefert. Zudem muss ich bei jeder Aufgabe separat eine Exceldatei erzeugen und habe keine Möglichkeit, das Gesamtergebnis aller Aufgaben einzusehen. Da ist Moodle wirklich noch um Meilen voraus.

Obwohl OneNote Classnotebook als Herzstück von Microsoft Teams angesehen werden kann, fehlen mir auch hier noch einige wichtige Funktionen. In Moodle habe ich unzählige Erklärvideos mit H5P angelegt, die ich durch ins Video integrierte Fragen „aufgepeppt“ habe. Moodle erfasst auch hier die Ergebnisse und schreibt sie automatisch ins „Gradebook“.
OneNote lässt derzeit das Einbetten von H5P-Inhalten nicht zu, geschweige denn werden die Ergebnisse irgendwo hinterlegt.

Fazit:

MS Teams (und OneNote Classnotebook) sind zwei hervorragende Tools, die meinen Unterricht definitiv bereichern, als „Moodle-Ersatz“ können sie aber derzeit (noch) nicht mithalten. Optisch mag das alles viel ansprechender sein als das vermeintlich „altbackene“ Moodle, das Zusammenspiel der verschiedenen Office-Produkte darf durchaus als ein riesiger Pluspunkt von MS Teams angesehen werden, aber wenn es um den Zeitaufwand geht, den ich als Lehrperson für die Auswertung von Aufgaben benötige, kann MS Teams (und wird es hoffentlich auch) von Moodle noch einiges lernen.

Falls jemand andere Erfahrungen gemacht hat und mir in meiner Einschätzung widersprechen möchte, freue ich mich über jegliche Kommentare.

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